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Den typischen Camper gibt es natürlich nicht. Ebensowenig wie den typischen Deutschen, der ständig Wurst mit Sauerkraut verschlingt oder den Italiener, der sich ausschließlich von Pasta ernährt und dabei Lieder von Amore singt. Auch ist es nicht wahr, dass Araber immer einen Sprengstoffgürtel unter ihrem Leibchen tragen. Das machen nur manche. Und die meistens sogar nur einmal im Leben!


Menschen auf Campingplätzen sind ein ausgesprochen heterogenes Völkchen.

Verschiedene „Stämme“ und deren mehr oder weniger typische Vertreter gibt es allerdings schon.


Zum Beispiel das jugendlich-rüstige Rentnerpaar im nagelneuen (gemieteten?) Wohnmobil-Dickschiff mit großem Vordach. Das ruht, per mitgeführter Wasserwaage wohlausgerichtet, auf diversen Plastikkeilen, heißt Sonnenbrise oder so ähnlich und signalisiert mit psychedelisch geschwungenen Linien und bunten Farbtupfern auf der Außenhaut erbarmungslose Lebensfreude - während Mutti Kartoffeln schält, Vati zum dritten Mal seit dem Frühstück die Fußmatte ausschlägt, die elektrisch ausfahrbare Trittstufe abfegt und zwischendurch versucht, den mitgeführten Yorkshire Terrier namens Idefix wieder einzufangen.

Wie bringe ich diese Gattung auf einen Nenner mit der Truppe im alten VW-Bus, Surfbretter auf dem Dach - auf der Suche nach der ultimativen Welle?

Oder mit dem Biker, der es geschafft hat, seine komplette Ausrüstung samt Zelt auf sein Mopped zu schnallen und damit nach Indien will?

Die Jungs mit dem wüstentauglichen Unimog, der uralte Engländer in seinem gleichaltrigen Defender.

Skurrile Typen mit erstaunlichen Fahrzeugen und bemerkenswerten Reiseplänen.....


Last but not least: Die Damen und Herren mit ihren Wohnanhängern. Eine klassische Formation wäre diese:

Zugfahrzeug - gehobene Mittelklasse, gern auch Sport Utility Vehicle kurz SUV, möglichst neueren Baujahrs. Dahinter am Haken ein Traum aus weißem Plastik. Möglichst groß. Sehr schön auch mit Insignien, die dezent auf eine royale Herkunft verweisen - große goldene Kronen zum Beispiel. Für Menschen mit kulturellem Anspruch tragen manche Karossen die Namen berühmter, längst verstorbener Komponisten - sehr passend auch aus dem Reich der Operette.

Schön zu beobachten bei dieser Spezies ist die Suche nach dem geigneten Stand- Verzeihung - Schlossplatz nach der Ankunft: Mutti und die Kinder (so vorhanden) steigen aus und laufen vorweg mit dem Lageplan (wie bei den tapferen Mudschahidin bei der Durchquerung eines Minenfeldes - Frauen und Kinder zuerst) - Vati lenkt souverän das SUV mit dem Palast hinterher - bis der Weg in einer Sackgasse endet. Vati müsste jetzt rückwärts fahren.....

Und hier breche ich ab. Das wird sonst zuviel.


Jedenfalls wollten wir das auch mal probieren.

Allerdings ohne goldene Krönchen, tote Komponisten und ohne SUV.



Zugfahrzeug: Jeep Grand Cherokee 5.9l V8 mit Prins Gasanlage. Als der gebaut wurde, gab’s noch keine SUVs.

Wohnwagen: Eriba Touring - Troll. Ein Fliegengewicht. Den kann/darf man sogar mit einem BMW Z3 ziehen.

Fazit:

Pfiffige Konstruktion, saubere und vergleichsweise hochwertige Ausführung. Es gab nichts zu basteln für mich. Ich war einigermaßen frustriert.

Genial: Das ausstellbare Dach. Zusammen mit der Breite von nur 2 m und dem geringen Gewicht der ideale Wohnwagen für ausgedehnte Touren. In diesem Fall ist der Name Touring mal kein Werbegag, sondern Programm. Das Modell hat es nicht ohne Berechtigung zu Kultstatus gebracht.


Die Vorteile von Wohnwagen gegenüber Reisemobilen liegen auf der Hand: An meinem Ziel angekommen, kann ich den Hänger abkuppeln und bin in meinem PKW absolut beweglich.

Ein weiterer Vorteil: Wohnwagen sind kostengünstig. Steuer und Versicherung sehr moderat. Das Zugfahrzeug hat man ohnehin.


Nachteile: Die Zulademöglichkeit ist bei Wohnwagen meist sehr gering. Mit dem obligatorischen Vorzelt, Tassen, Töpfen, Tellern ist das zulässige Gesamtgewicht oft schon erreicht. Das persönliche Reisegepäck muss dann ins Auto. Mit zwei Hunden war das für uns ein Problem - jedoch lösbar.

Die Wassertanks sind extrem klein. Gewöhnungsbedürftig - aber kein Beinbruch.


Es gab also keinen rationalen Grund, uns von unserem Troll wieder zu trennen. Er hatte eine ausgedehnte Tour über den Landweg in die Türkei überstanden und einige Fahrten an die Ostsee ohne besondere Vorkommnisse absolviert. Nur nach 2 Reifenplatzern kurz hintereinander brauchten wir den ADAC - aber das kann mit jedem Fahrzeug passieren.

Irgendwann stellten wir fest, dass der Wohnwagen mal wieder zum TÜV musste. Außerdem wurde uns bewusst, dass wir den Troll seit dem letzten TÜV - also seit 2 Jahren - nicht mehr benutzt hatten.

Stattdessen hatten wir unsere Hunde in den Jeep gepackt, und waren in gemietete Ferienhäuser gefahren. Das war eigentlich nicht der Sinn der Sache.


Also der gute Vorsatz: Wir müssen mal wieder Camping-Urlaub mit dem Wohnwagen machen! Sehr überzeugend klang mir das nicht - aber ich wusste auch nichts Besseres. Bis uns einige Wochen später jemand eine völlig harmlose Frage stellte.

Aber das ist eine andere Geschichte.

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