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Der Jeep Wrangler spukte mir schon sehr lange durch den Kopf. Vor ungefähr 25 Jahren stand ich das erste Mal kurz davor - damals vor einem YJ (den TJ gab’s noch nicht). Aber zu der Zeit brauchte ich aus beruflichen Gründen ein Zugfahrzeug, und die zulässige Anhängelast des Wrangler reichte für meine Zwecke nicht aus.

Später kam’s noch mal zu einer Probefahrt mit einem Jeep Sahara - diesmal suchten wir einen Reisewagen für lange Strecken - auch das ist nicht die Domäne vom Wrangler. Wir entschieden uns für den Grand Cherokee.


Inzwischen hat sich die Situation geändert. Berufliche Gründe entfallen, weil ich im Ruhestand bin und als Reisemobil ist unser US-Van unschlagbar.

Meine Experimente mit „normalen“ Autos (nacheinander W126 und Z3 Coupe) habe ich aufgegeben, die Autos relativ verlustfrei (weil es wirklich gute Autos waren, bestens gepflegt und gewartet) verkauft und die Erkenntnis mitgenommen: Elegante Limousinen und Sportwagen sind nichts für mich. Solche Autos seh ich gern an - aber ich mag nicht damit fahren. Ich brauche was Rustikales.

Bei der besten aller Lebensabschnittsgefährtinnen hatte ich ohnehin noch was gut - wegen Aufgabe des Motorradfahrens - erst voraussichtlich vorläufig - schließlich: O.k. - ist vorbei.

Also Zeit für ein richtig unvernünftiges Auto! Also endlich Jeep Wrangler!


Oder CJ 7? Oldtimer. Leider zu teuer oder zu vergammelt oder hoffnungslos verbastelt. Bleiben wir bei Wrangler. Das aktuelle Modell JK schied von vornherein aus. Zu weit vom Ur-Jeep entfernt. Zuviel Plastik. Masse statt Klasse - auf dem unheilvollen Weg Richtung SUV? Ich mag Geländewagen aber die neuen trendigen Sport Utility Vehicles erinnern mich immer nur an frisch aufgeblasene Hüpfburgen für den Kindergeburtstag.


Blieben als Alternativen der ältere YJ (1987-1997) und der TJ (1997-2006). Wobei einiges für den TJ sprach: Design - durch die runden Scheinwerfer authentischer. Bessere Technik (Rahmen, Fahrwerk). Serienmäßig Euro 2 (geringere KFZ-Steuer).

Lediglich das angenehm puritanische Armaturenbrett und die Automatikschaltung an der Lenksäule gefielen mir beim YJ besser - beides konnte aber die Pluspunkte des TJ nicht aufwiegen - und schließlich sollte man sich auch beim Kauf eines unvernünftigen Autos wenigstens halbwegs vernünftig verhalten.


Jetzt wussten wir, wonach wir suchten - das Finden gestaltete sich allerdings schwierig. Es gibt nicht sehr viele TJ mit Automatik-Getriebe. Einige sahen wir uns an - bei keinem sprang der magische Funke über.

Unsere Suche dauerte vier Monate. Inzwischen kannten wir den Markt für den Jeep TJ 4.0 mit Automatik vermutlich besser als sämtliche Autohändler. Ich kann bei so was sehr ausdauernd und hartnäckig sein - und wir hatten keine Eile.

Dieses Auto kannte ich schon etliche Wochen. Die Fotos des Inserats - nicht sehr aussagefähig. (Ein Foto wie das Obige - Blick unter das rostfreie Auto, hätte die Situation vermutlich gründlich verändert. Gab es aber nicht.)

Statt dessen war auf den Bildern im Netz zu erkennen, dass die seitlichen Karosserie-Aufkleber mit der Typenbezeichnung fehlten. Also schloss ich messerscharf: Da hat mal wieder ein Schlauberger seiner Rostlaube eine Verkaufslackierung verpasst..... aber ausgerechnet türkis? Üblicherweise werden Rost und Spachtel in sportlichem mattschwarz übertüncht. Mal was anderes?

Reserverad gab’s anscheinend auch nicht? Jedenfalls war’s nicht montiert.

Außerdem wollte ich kein verbasteltes Auto. Dieses war 4 Zoll höher gelegt und stand auf ziemlich großen Rädern - dazu eine zweifelhafte Lackierung.....


Nach unseren Auswahlkriterien gehörte dieser Jeep nicht in die engere Auswahl. Zwischendurch hatte ich die Anzeige in einem Anfall von „Vernunft“ sogar von unserem virtuellen Parkplatz gelöscht.

Aber er tauchte wieder auf. Neu eingestellt - was nicht viel heißt.

Abgesehen von meiner festen Überzeugung, dass es sich um eine überlackiere Rostlaube handelte - gefiel mir der Jeep eigentlich gar nicht so schlecht.....

.....genau genommen auch nicht wirklich verbastelt.

Es gab die Höherlegung, die großen Räder und die Schwellerrohre (mit Trittauflagen - die man zum Reinklettern vermutlich auch dringend brauchte).

Trotz der großen Räder mit 285er(!) Bereifung keine zusätzliche Kotflügelverbreiterung!

In Verbindung mit den minimalistischen Stoßstangen - ein stimmiges Konzept ohne jeden Schnickschnack.

Außerdem erschien mir der Preis plötzlich sehr günstig - so hatte ich das gar nicht in Erinnerung. (War auch deutlich reduziert - wie sich später herausstellte.)


Zu dem türkisen Lack meinte die beste aller Lebensabschnittsgefärtinnen: “Das ist doch eine tolle Farbe für einen Ami!“ (Bright Jade Satin Glow - haben wir inzwischen gelernt. Und absolut original!)


Ich griff zum Telefon.

Folgendes stellte sich heraus:

Seine ersten 14 Lebensjahre verbrachte der Jeep bei seiner ersten Besitzerin. Der 2. Besitzer ließ ihn mit grauer Folie bekleben und gab ihn nach einem Jahr wieder ab. Eigentümer Nr. 3 riss die Folie ab (wobei die Typenaufkleber in der Folie hängen blieben), änderte Fahrwerk und Stoßstangen - um anschließend festzustellen, dass er jetzt einen Transporter brauchte.

Die größeren Räder kamen von einem Jeep Wrangler JK Rubicon (das neue Modell). Montage mit Adapterplatte. Räder, Reifen und Adapter TÜV-abgenommen und eingetragen. Reserverad gab’s auch.


Zwei Stunden nach dem Telefonat standen wir vor dem Auto. Noch eine Stunde später unterschrieben wir den Kaufvertrag.

Ich glaube, das war mit Abstand mein bislang schnellster Autokauf. Sogar die beste aller Lebensabschnittsgefährtinnen schüttelte nur stumm den Kopf als die Frage auftauchte: Sie wollen das doch sicher noch einmal überschlafen? Nein. Wollten wir nicht. Nach der Klärung aller Unklarheiten war das ein ausgezeichnetes Angebot.


Möglicherweise erging es anderen potentiellen Interessenten wie zunächst auch mir: Man konnte das Fahrzeug aufgrund der Anzeige sehr leicht unterbewerten. Jedenfalls hatte sich wochenlang kein Käufer gefunden. Am Auto lag’s nicht.


Die Bestätigung dafür erhielt ich bei meinem (inzwischen schon obligatorischen) Antrittsbesuch in der Werkstatt: „Wir haben ein neues Auto!“

„Nur gut, dass der nicht höhergelegt ist. Wolltest du ja nicht.....“

„Wollte ich auch nicht - aber das war vorher schon!“

„Dann isses natürlich was anderes. Fahren wir mal auf die Bühne.....“

Na Klar. Die Stunde der Wahrheit.

Das richtige Auto gekauft? Eigentlich schon - aber.....

.....aber glücklicherweise ist diese Werkstatt ausschließlich von autoverrückten Perfektionisten bevölkert. Deshalb geh ich ja da hin!

Also bekam der Jeep eine neue Kardanwelle mit diversen zusätzlichen Gelenken und noch ein paar Kleinigkeiten.

Der Fahrwerksumbau war zwar gut gemacht, aber nicht konsequent zu Ende geführt worden. Das holten wir nach. Tatsächlich sind die Vibrationen, die vorher beim Beschleunigen auftraten, jetzt verschwunden.

„Dein Auto ist jetzt perfekt“, bekam ich zu hören. So was sagen die besten aller Automechaniker in „meiner“ Werkstatt nicht ohne Grund (also eher selten) - deshalb weiß ich das zu schätzen!

Selbst wenn ich die Werkstattrechnung zu meinem Kaufpreis hinzuzähle, war das ein sehr zufriedenstellender Kauf. Für ein perfektes Auto dieser (Um-)Bauart allemal.


Ich kann auch eine andere Rechnung aufmachen, die wir aber am besten gleich wieder vergessen:

Wenn ich den Aufwand meines Vorgängers für Fahrwerk, Räder etc. zusammenrechne und dazu meinen Obolus für das Sahnehäubchen Kardanwelle zähle, komme ich auf den gleichen Betrag, den ich für das ganze Auto bezahlt habe.

Wenn ich so darüber nachdenke..... brennen mir wahrscheinlich die Sicherungen durch. Genausogut könnte ich über den Sinn des Lebens nachdenken - da ist auch kein brauchbares Ergebnis zu erwarten. Außer vielleicht: Mach was du willst - aber erwarte keine Belohnung.

Der TJ ist übrigens das kleinste der drei Autos auf dem Foto. Sogar kleiner als der Z3. Die Abmessungen Länge x Breite:

BMW Z3: 4,025x1,692   Jeep TJ: 3,883x1,740   Grand Cherokee: 4,500x1,800

Wenn ich die Produkte aus Länge und Breite bilde, stelle ich fest: Der TJ beansprucht im Vergleich der drei Autos den geringsten Platz auf der Straße.

Sieht auf dem Foto nicht unbedingt danach aus. Im wirklichen Leben noch weniger. Das Auto ist eine optische Täuschung? Vielleicht liegt das an der Ähnlichkeit zum Traktor.


Unser Konzept:


Jeep TJ als Kompensation für meine Moppeds:

Haut hin. Zumindest eine Parallele zu Harley Davidson drängt sich auf: Museumsreife Technik und Design zur Perfektion getrieben. Knüppelhart, unkomfortabel - und man kann offen fahren.


Ersatz für den Grand Cherokee:

Diese beiden Autos trennen Welten. Kann man eigentlich nicht vergleichen. Aber: Für ausgedehnte Urlaubsfahrten haben wir inzwischen den Van. Der Cherokee läuft nur noch mit Saisonzulassung im Winter. Falls es mal glatt wird. Das heißt in unseren Breiten: Mit Kanonen nach Spatzen schießen.

Außerdem hat der TJ ebenfalls Vierradantrieb. Wir werden also endlich unseren „Fuhrpark“ reduzieren. Das spart unnötige Kosten.


Reserveauto für den Z3:

Die beste aller Lebensabschnittsgefährtinnen fährt leidenschaftlich gern Cabriolet. Das neue Softtop für den TJ liegt schon bereit - und damit ist er ein vollwertiges Cabrio.

Deshalb müssen wir den kleinen roten Sportwagen nicht abgeben. Aber wir könnten - wenn wir wöllten.....


Unerwartetes Fazit:

Der Kauf des unvernünftigen Jeep Wrangler war eine unserer vernünftigsten Maßnahmen in der letzten Zeit!


Aber: Bis das Auto so aussieht wie’s mir vorschwebt, gibt’s noch einiges zu tun. Glücklicherweise. Denn damit haben wir ein neues Projekt!


Und was wäre das Leben ohne neue Projekte?!

Jeep Wrangler TJ - Seite 2 Zum Seitenanfang Andere Fahrzeuge