Home Alkoven Chevy Van Chevy Ultrastar Wohnwagen Eigenbau
automobiles@dreamscope.de Andere Roadmap

Unser Urlaubsauto - die Vorgeschichte:


Damals - Anfang dieses Jahrhunderts (Jahrtausends!!!) - als die Preise in der Türkei noch einigermaßen moderat waren - hatten wir einige Jahre lang ein Ferienhaus in einem 30.000-Seelen Ort an der türkischen Westküste.

Und weil wir uns mehrere Monate im Jahr dort aufhalten wollten, brauchten wir ein Auto.

Außerdem hatten wir herausgefunden, dass die Handwerkerlöhne in TR erstaunlich niedrig waren. Das galt auch für die Preise in KFZ-Werkstätten.

Was lag also näher, als die Frame-Off Restaurierung eines Oldtimers in Angriff zu nehmen?


Im Nachhinein fallen mir eine Menge Alternativen ein. Damals nicht. Wir mussten es also versuchen.....

Die Türkei mag als Urlaubsland o. k. sein.


Richtig kennen lernt man Land und Leute aber erst bei dem Versuch, da zu leben - und sei es auch nur für wenige Monate im Jahr.


KFZ anmelden..... eine tagesfüllende Aufgabe (wenn ein Tag reicht). Ohne Schmiergeld funktioniert gar nichts.

Die Zahlung läuft über einen „Agenten“ mit Büro in der Behörde. Der kennt sich aus, kassiert - und verteilt die Lira an die Hüter des Gesetzes.

Dafür wird man dann von Pontius zu Pilatus geschickt. Den ganzen Tag lang - für einen Vorgang, der in 10 Minuten erledigt sein könnte.

An so was gewöhne ich mich nie. Will ich auch nicht.


Türkische KFZ-Werkstätten:


Dabei muss ich vorausschicken: Ich kann hier nur über meine Erlebnisse in einer türkischen Kleinstadt schreiben. In Istanbul mag das anders sein?

Jedenfalls war das die Standartanwort wenn etwas nicht klappte: „Jaaaa - in Istanbul! Da....!“ So als wäre das keine türkische Stadt sondern ein unerreichbarer Planet in einer fremden Galaxie.


Es gibt geniale Handwerker in der Türkei. Meister der Improvisation. Die könnten richtig gute Sachen auf die Beine stellen - das meine ich nicht ironisch.


.....wenn sie nur zwei Grundregeln nicht hätten, die sie aber nach meiner Erfahrung eisern einzuhalten scheinen:


1. Regel: Arbeite nur so lange an dem Auftrag, wie der Kunde daneben steht. Wenn der Auftraggeber weggeht, mach was anderes.


2. Regel: Mach nichts richtig - auch wenn du weißt, wie es geht. Mach alles so, dass es nur so aussieht, als wäre es wie versprochen gemacht. Darin liegt die wahre Perfektion türkischen Handwerks! Tarnen und täuschen!


In Bezug auf unseren F100 bedeutete das unter anderem:


Der Motor war zwar schön lackiert (Foto oben) und angeblich auch revidiert - lief aber bis zum Schluss wie ein Sack Nüsse. Ähnliches galt für Schaltung und Getriebe. Die neu eingebaute Gasanlage funktionierte gar nicht. Wir haben sie wieder ausbauen lassen und weggeworfen. Explosionsgefahr?


Drei Schichten Klarlack? Wenn ich kräftig mit einem trockenen Lappen rieb, wurde der Lappen rot.


Schließlich war die Motornummer überlackiert und sie konnten sie nicht wiederfinden. Der türkische TÜV (Stand 2006) interessierte sich aber bei der „technischen Prüfung“ überhaupt nur für zwei Dinge: Die Farbe des Autos und besagte Motornummer.....


Die Liste aus Irrwitz und Unvermögen könnte ich beliebig fortsetzen.

Wir brauchten 6 Anläufe in 6 verschiedenen Werkstätten, um die Kiste überhaupt irgendwie fertig zu kriegen.


Was ich allerdings zugeben muss: Das Auto war zwar fachlich grottenschlecht gemacht - sah aber richtig klasse aus (nicht nur auf den Fotos). Nach „türkischer Logik“ also alles bestens gelaufen.


Mich macht so was krank! Obwohl die Jungs im persönlichen Umgang meist durchaus sympathisch waren - sie haben mich an den Rand der Verzweiflung getrieben!

An einem freundlichem Frühlingsmorgen saß mein Nachbar Erkan im milden Licht der aufgehenden Sonne auf der Frühstücksterrasse seines Hauses und reinigte den Lauf seiner Pumpgun.

„Ein richtiger Mann braucht eine richtige Waffe“, meinte er er dazu.


Erkan hatte als junger Mann lange in Paris gelebt, später ein Cafe in Amsterdam betrieben - und schließlich eine Whisky-Bar in Istanbul.

Ein türkischer Gentleman mit Pumpgun und einer Vorliebe für amerikanische Straßenkreuzer.

Alles war bestens gelaufen für ihn - damals in Istanbul. Bis er in eine ernsthafte Meinungsverschiedenheit mit dem Zoll und der türkischen Steuerbehörde geriet. Als Folge besagter Meinungsverschiedenheit hatte er sich (finanziell gerupft wie ein frisch geschlachtetes Huhn) zum geordneten Rückzug ins provinzielle „Exil“ gezwungen gesehen. Dort wurden wir Nachbarn. Es war wohl unausweichlich, dass wir auch Freunde wurden.


In dem Jahr als Erkan starb, sind wir ein letztes Mal mit seinem Boot rausgefahren. Er bestand darauf - obwohl ich’s kaum noch schaffte, ihn an Bord zu bugsieren. Er war sehr krank.

Wir liefen eine der verlassenen kleinen Inseln vor der Küste an, ließen das Boot auf den Sandstrand laufen und teilten uns ein Sixpack Bier.

Das war Erkans letzte Reise auf dieser Erde. Wieder zu Hause legte er sich ins Bett und stand nicht mehr auf.


In diesem Jahr fassten wir auch den Entschluss, die Türkei zu verlassen. Die Zahl der Kopftücher hatte von Jahr zu Jahr zugenommen, ebenso Ganzkörper-Badeanzüge an den Stränden, und zu der traditionellen Raki-Tafel durfte die Flasche nicht mehr auf den Tisch gestellt werden. Deswegen soffen sie nicht weniger - aber den Schnaps servierten die Kellner jetzt in Wasserkaraffen!

Erdogan entmachtete die Generäle (ließ sie einsperren!) und verordnete seinem Volk Frömmigkeit und als neues Nationialgetränk Eyran. Sicher hätte er auch gern sämtliche Atatürk-Denkmäler in allen Städten und Dörfern durch sein eigenes Abbild ersetzt. Ich nehme an, er arbeitet dran.

Türke zu sein heißt Moslem zu sein - verkündete sein damaliger Außenminister Gül.

Mein Freund Erkan hat sich vermutlich im Grabe umgedreht vor Zorn.


Zeit unsere Zelte dort abzubrechen. Wir beauftragten einen Makler, den wir gut kannten, und der fand einen Käufer für unser Ferienhaus. Zur Abwicklung der notwendigen Formalitäten mussten wir noch einmal in die Türkei. Diesmal im Flieger - ohne die Hunde. Wir blieben nicht länger als unbedingt nötig.

Andere Fahrzeuge Zum Seitenanfang